Gestern habe ich mit Schrecken erfahren, dass es gravierende regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Operationen gibt. Man fragt sich dann natürlich erstmal, warum erleiden in einer Gegend so auffällig viel mehr Menschen Krankheiten, so dass sie sich komplizierten Wirbelsäulen-OPs unterziehen müssen. Oder warum müssen in manchen Gegenden die Hälfte aller Geburten per Kaiserschnitt durchgeführt werden? Die armen Frauen….
Nein! Die glücklichen Kliniken! Der Grund ist rein wirtschaftlich und nicht medizinisch!
Die Doku zeigt weiter, dass es sogar niedergelassene Vertragsärzte von Kliniken gibt, die honoriert werden, wenn sie ihre Patienten zur OP einweisen! Da gehen Sie zum Arzt weil sie Rückenschmerzen haben und dieser leistet sich bewusst Fehldiagnosen, weil er daran verdient, wenn Sie im Vertragskrankenhaus operiert werden?!?!
Anschnallen und gucken:
“Operieren und kassieren – Ein Klinik-Daten-Krimi
Ein Film von Meike Hemschemeier
Auf Grundlage einer aufwendigen Datenanalyse begibt sich der Film auf eine Reise ins Schattenreich der Gesundheitswirtschaft, in der jedes Jahr mehr als 300 Milliarden Euro umgesetzt werden. Er führt in Regionen, wo Patientinnen und Patienten auffällig häufig unters Messer kommen und nichts davon ahnen, dass ihre OP möglicherweise überflüssig und vielleicht sogar schädlich ist.
Sendehinweis: Die Story | 15. November 2017, 22.10 – 22.55 Uhr | WDR
In Deutschland entscheidet häufig allein der Wohnort darüber, ob ein Patient operiert wird oder nicht. Das ist das Ergebnis einer aufwendigen Recherche im Auftrag des WDR. Ein Journalistenteam hat gemeinsam mit dem Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) erstmalig ein Computerprogramm entwickelt und damit die Daten des Statistischen Bundesamtes zu rund 130 Millionen Krankenhausaufenthalten analysiert. Die Auswertung zeigt, wie sehr die ärztliche Behandlung davon abhängt, wo ein Patient lebt und wie profitorientiert ein Krankenhaus ist.
Warum werden in den alten Bundesländern deutlich mehr Kaiserschnitte gemacht als in den neuen? Warum werden erstaunlich viele Kniegelenksprothesen ausgerechnet in Bayern eingebaut, die meisten Füße in einem Landkreis Thüringens amputiert? Warum werden in Osthessen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt fast dreimal mehr Menschen am Rücken operiert?
Bei der Frage, wann es zu einer OP kommt und wann nicht, gibt es in Deutschland extreme regionale Unterschiede.
Auf Grundlage einer aufwendigen Datenanalyse begibt sich der Film auf eine Reise ins Schattenreich der Gesundheitswirtschaft, in der jedes Jahr mehr als 300 Milliarden Euro umgesetzt werden. Er führt in Regionen, wo Patientinnen und Patienten auffällig häufig unters Messer kommen und nichts davon ahnen, dass ihre OP möglicherweise überflüssig und vielleicht sogar schädlich ist. Er seziert mit Hilfe von Insidern die Methoden, wie manche Kliniken massenhaft an Patienten und profitable Operationen kommen.
Das Journalistenteam deckt auf, dass viele Kranke sogar mehrfach operiert werden, obwohl eine Operation ausreichen würde. Das steigert den Profit – und das Risiko von Nebenwirkungen und Komplikationen für die Kranken.
Die Story „Operieren und kassieren” macht deutlich, wie unzureichend das Kontrollsystem von Behörden und Krankenkassen ist: Selbst bei Verdacht auf unnötige und teure OPs gibt es kaum Handlungsmöglichkeiten.
Autorin: Meike Hemschemeier
Redaktion: Britta Windhoff, Ulrike Schweitzer
“Operieren und kassieren” – über das Projekt
Stand: 18.10.2017, 11:55″
Mediathek: http://www1.wdr.de/fernsehen/die-story/sendungen/operieren-und-kassieren-100.html