Orthomolekulare Medizin – Mikronährstofftherapie

Allgemein

Die orthomolekulare Medizin (OM) (griech. ορθός, orthós, richtig; molekular, aus lat. für ‚Baustein‘) ist eine therapeutische Methode, um Krankheiten mit körpereigenen Substanzen zu behandeln. Sie resultiert aus der Erfahrung, dass Krankheiten mit einer Störung im Mikronährstoff-Haushalt oder mit Belastungen durch körperfremde Substanzen assoziiert sind. Bedeutende Wissenschaftler wie z.B. Linus Pauling verhalfen der orthomolekularen Medizin in den 60er Jahren zu Bekanntheit.

Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten, durch Veränderungen der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind.” Linus Pauling, 1901-1994

 

Die Mikronährstoffe

Zu diesen körpereigenen Substanzen werden alle essentiellen Bausteine gezählt, die der Mensch zum Überleben benötigt. Dazu gehören Aminosäuren, Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, Vitaminoide und essentielle Fettsäuren. Insgesamt sind etwa 45 essentielle Mikronährstoffe bekannt, die ständig mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Im Gegensatz zu den Makronährstoffen (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate) werden sie nicht „verbrannt“, sondern liefern Bau- und Betriebsstoffe und gewährleisten damit wichtige Stoffwechselprozesse. Fehlt nur einer dieser Mikronährstoffe, laufen die Stoffwechselprozesse und Energieproduktion nur auf halber Kraft.

Das Ziel der orthomolekularen Medizin ist es, dass die Menschen gesund und nicht nach langer Krankheit sterben.“ Dr. L. Burgerstein, 1895-1987

 

Der tägliche Bedarf

Die Recommended Daily Allowance (RDA) gibt laut Definition die Mengen von essentiellen Nährstoffen an, die nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand für ausreichend angesehen wird, den täglichen Bedarf nahezu jedes gesunden Menschen zu decken. Die Nährstoffdichte unserer Nahrung hat sich im Rahmen der Industrialisierung deutlich verringert.

Veränderung des Mikronährstoffgehalts in der Nahrung seit der Steinzeit:

Vitamine (Auszug)

Vitamine Steinzeit (mg/Tag) Heute (mg/Tag)
A 2,9 mg 1,2 mg
B1 4 mg 1,5 mg
B2 6,5 mg 1,5 mg
Folsäure 0,36 mg 0,17 mg
C 600 mg 80 mg
E 33 mg 8 mg

Mineralien (Auszug)

Mineralstoff Steinzeit (mg/Tag) Heute (mg/Tag)
Calcium 2000 mg 750 mg
Kalium 10500 mg 2000 mg
Zink 43 mg 10 mg
Natrium 800 mg 4000 mg

Vitalstoffe und  Krankheit

Bei vielen Krankheiten vervielfacht sich der Nährstoffbedarf bestimmter Substanzen. Auch im Alter, in der Schwangerschaft, bei Rauchern oder bei Menschen mit Störungen der Verdauungstätigkeit ist der Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen erhöht.  Schwermetalle und andere Umweltgifte können die Position und damit die Funktion von Mineralien und Spurenelementen im Stoffwechsel blockieren. Der RDA ist somit teilweise so niedrig angegeben, dass die Aufnahme dieser Menge nur eine Mangelerscheinung verhindert!

Wer gewährleisten kann, dass

  • die Nahrung genügend Nährstoffe enthält,
  • die Ernährung regelmäßig und ausgewogen erfolgt,
  • die Nahrungsaufnahme im Magen-/ Darmtrakt bestens und allzeit funktioniert,
  • die Mikronährstoffe auch an die benötigten Stellen im Körper transportiert werden,
  • er/sie gesund ist, ohne Umweltbelastungen lebt, nicht raucht, keinerlei Strahlung oder Stress ausgesetzt ist und frei von Schwermetallbelastungen ist,
  • nicht schwanger, im Wachstum oder fortgeschritten Alters ist und keinen Leistungssport betreibt,
  • keine den Mikronährstoffhaushalt beeinflussenden Medikamente (Bsp. Antazida und Säureblocker, Lipid- und Cholesterinsenker, u.a.) einnimmt,

kann bestens nach den vorgeschriebenen RDA-Mengen leben…(Ironie aus!).

Wer sich da nicht ganz sicher ist, dem kann die orthomolekulare Medizin helfen. Zu den häufigsten Mikronährstoffmängeln gehört heute meiner Meinung nach: Magnesium, Zink, Spurenelemente, Vitamin D3, Vitamin B-Komplex, essentielle Aminosäuren und andere. Ob man jetzt ständig irgendwelche Kapseln schlucken muss oder ab zu mal eine Ergänzung nimmt, hängt ganz vom individuellen Gesundheitszustand ab.

Gefährliche Vitamine?

Ich erlebe immer wieder, dass viele Menschen Angst davor haben die Mikronährstoffmengen der RDA zu überschreiten. Dabei werden die RDAs in therapeutischen Bereich oft hundertfach überschritten, ohne jegliche Nebenwirkung, sondern eher mit therapeutischem Erfolg.

Essentielle Mineralien, Spurenelemente oder Vitamine werden als gefährlich angesehen und Nahrungsergänzungsmittel haben einen schlechten Ruf. Todbringende Substanzen, die weder essentiell noch irgendwie gesundheitsförderlich sind wie Tabak, Alkohol und kritische Substanzen aus der Industrie und Umwelt in unseren Lebensmitteln werden toleriert und verharmlost und Nahrungsergänzungsmittel mit natürlichen Substanzen wie Vitaminen oder Mineralien gefürchtet?!

Selbstverständlich sollte nicht Jeder ohne therapeutische Anleitung hoch dosierte Nahrungsergänzungen schlucken.

Funktion von Mikronährstoffen

Mikronährstoffe sind für alle Stoffwechselprozesse und Aufgaben in unseren Billionen Zellen verantwortlich. Sie bilden Enzyme, Zellwände, Botenmoleküle, Neurotransmitter und alle anderen Körperstrukturen und werden in jeder Sekunde in jeder Zelle benötigt. Sie werden verbraucht und können nicht in großen Mengen gespeichert werden. Deswegen müssen sie regelmäßig über hochwertige Nahrung zugeführt werden. Eine Minderversorgung schwächt die Zellen und hemmt Ihre Funktionen. Mängel können teilweise über Jahre kompensiert werden, ohne dass Symptome erscheinen. Irgendwann kann sich dieser Mangel aber als Krankheit manifestieren und sollte dann erkannt werden, bevor die Krankheit medikamentös bekämpft wird. Unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Infektanfälligkeit, Reizbarkeit, Nervosität oder Schlaflosigkeit können ein Ungleichgewicht bereits früh anzeigen. Vorschnell werden derartige Symptome leider zu oft als normal, genetisch bedingt oder Altersbeschwerden abgestempelt. Auch medikamentöse Behandlungen dieser Mangelerscheinungen sind häufig. Einfache und relativ günstige Blutuntersuchungen würden hier wegweisende Erkenntnisse liefern.

Mangelerscheinungen durch latente Nährstoffunterversorgung (Auszug)

Vitamin B1 Schlaflosigkeit, Lern und Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit, Herzklopfen, häufige Kopfschmerzen
Vitamin B6 Muskelschwäche, Nervosität, depressive Verstimmung, Reizbarkeit, LDL-Erhöhung, Hauterscheinungen
Vitamin B12 Schwäche, Denkschwäche, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Kribbeln, Ameisenlaufen, Verwirrung
Vitamin C Zahnfleischbluten, Infektanfälligkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen, raue Haut
Magnesium Muskelzittern, -krämpfe, Übererregbarkeit, Migräne, Schlaflosigkeit, Nervosität, Schwäche, Verstopfung, Depressionen
Zink Wundheilungsstörungen, Immunschwäche, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Unfruchtbarkeit, Haarausfall, Lernschwächen

Für mich bietet die orthomolekulare Medizin einen weiterführenden Ernährungsansatz. Wie mehrfach auf meinen Seiten beschrieben, gehören Ernährung und Entgiftung zur Basis der naturheilkundlichen Behandlung. Mit orthomolekularer Medizin kann man gezielt ernähren.

Bitte machen Sie keine Selbstversuche mit hohen therapeutischen Dosierungen, sondern nutzen Sie die Vorteile der orthomolekularen Medizin im Rahmen einer Therapie mit labordiagnostischer Untersuchung und Kontrolle. Das gesundheitliche Risiko eines hochwertigen Multipräparats, das niedrig dosiert vor Mangelzuständen schützt, bzw. diese ausgleicht, ist im Verhältnis zum Nutzen jedoch relativ gering.

 

Quellen:
Zimmermann, Schurgast, Burgerstein: Burgerteins Handbuch Nährstoffe, 11. Auflage, 2007
Uwe Gröber: Metabolic Tuning statt Doping, 2008

Hinweis: Alle auf meinen Seiten veröffentlichten Texte wurden von mir verfasst, sofern nicht explizit auf eine externe Quelle verwiesen wurde und haben keinen Anspruch auf umfassende Darstellung. Sie enthalten lediglich meine persönliche Meinung zu den dargestellten Themen. Alle vorgestellten Methoden beruhen auf naturheilkundlicher Erfahrungsmedizin und haben keinerlei Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass sich die schulmedizinische Lehrmeinung von meinen Darstellungen unterscheiden kann!

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